Noch nie sind so viele Menschen in Deutschland erwerbstätig wie zurzeit: 45,1 Millionen, davon 33,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Und doch suchen nahezu alle Branchen händeringend Fachkräfte. Manche Regionen Deutschlands verzeichnen mittlerweile eine Arbeitslosenquote von drei und weniger Prozent, gelten daher als vollbeschäftigt. Gerhard Wiesler, Vorstandsmitglied von Demografie Exzellenz e. V. und Partner bei Kienbaum Consultants International GmbH, bestätigt: „Neben der Fachkräftegewinnung stehen die Themen Fachkräftebindung und Fachkräfteentwicklung hoch im Kurs.“ Wen wundert es, dass auch diese Themen bei den Bewerbenden sowie den Nominierten um den diesjährigen ‚Demografie Exzellenz Award‘ im Vordergrund stehen?

Eben weil die Ausschreibung von Stellen keinen Sinn mehr zu machen scheint, weil für so manche Fachkraft auch immer ein räumlicher Umzug damit verbunden ist, konzentrieren sich immer mehr Unternehmen darauf, die eigenen, vorhanden Potenziale zu sehen, zu sichten, fortzubilden und weiter zu entwickeln. Unter normalen Gesichtspunkten wären die Personalleiter/innen kaum auf diesen Gedanken gekommen, doch die Not macht erfinderisch. Ob es sich um junge Führungskräfte handelt, die gezielt zur Führungspersönlichkeit entwickelt werden oder ob es sich um gute, begabte handwerkliche Fachkräfte handelt, die zu Fachingenieuren qualifiziert werden sollen, oder ob es ich um Menschen handelt, die verschiedene Handicaps haben, aber gleichwohl Potenzial zeigen. Die Nominierten zeigen auf, was sie gemacht und wo sie gelernt haben, aber auch wie Dritte von diesen Erfahrungen profitieren können.

Aber es geht auch darum, Menschen an das eigene Unternehmen zu binden, Mitarbeitende länger fit zu halten. Dabei soll ein gesundheitsfördernder Ansatz der Führungskräfte, sollen Modelle des Coachings, sollen sehr individuelle, aufgabenbezogene Instrumente helfen, die Menschen, die vor Ort sind, so zu nehmen und wertzuschätzen, dass sie auch nachhaltig dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Dr. Sabine Voermans, Vorstandsmitglied des Vereins und Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse, unterstreicht die Bedeutung, „einen ganzheitlichen und gesundheitsfördernden Führungsansatz sowie eine demografieorientierte Führungskultur im Unternehmensalltag kulturell zu gestalten“. Hierbei seien die Fachkräfte bedeutsame Vorbilder des Gelingens.

Nicht selten müssen Unternehmen geeignete Fachkräfte, die sie gewinnen wollen, motivieren, die bisherigen sozialen Netzwerke aufzugeben und aufgrund eines Umzugs einen Neuanfang zu wagen. Da kommt den Kommunen, ihrer Attraktivität, ihren sozialen Angeboten, ihrer Fähigkeit, Wohnen, Leben, Arbeiten in einen gelingenden Dreiklang zu bringen, eine große Rolle zu. Unternehmensberater Claus Kruse, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des BDU-Forums Baden-Württemberg, weiß, dass gerade die Kommunen, die ihre Bürgerschaft an Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse partizipativ einzubinden wissen, hier „besonders attraktiv“ sind. Unter den Nominierten finden sich auch zwei sehr gute Beispiele, die diesen Herausforderungen auf kommunaler Ebene gerecht werden wollen.

Die Fachkraft entscheidet sich aber nicht nur für ein Unternehmen als neuen Arbeitgebenden, wenn Gehalt und Perspektive stimmen, wenn die Kommune eine hohe Lebens- und Wohn- sowie Freizeitqualität bieten, sondern auch, wenn die sozialen Angebote für die Familie stimmen. Wie sieht es mit der Betreuung der Kinder oder pflegebedürftigen Eltern aus? Welche Angebote bietet die Bildungslandschaft? Wie kann eine Integration in soziale Netzwerke vor Ort gelingen? Der demografische Wandel verändert auch diese sozialen Rahmenbedingungen, so dass innovative Ideen sozialer Verbände und Organisationen sich ebenfalls um den ‚Demografie Exzellenz Award 2019‘ beworben haben. Prof. Dr. Uwe Schirmer, Vorstandsmitglied und Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach, betont: „Viele qualifizierte Fachkräfte können heute ihren Arbeitsplatz wählen. Ihre Entscheidung hängt zunehmend von unternehmensfernen Aspekten ab, die die Familie oder die generationenübergreifenden Betreuungsangebote betreffen.“ Dies gelte es stets mitzudenken, so sein Rat.

All diese Herausforderungen verlangen nach Lösungen. Der Preis ‚Demografie-Exzellenz-Award‘ möchte genau diese Lösungen wieder zusammentragen und beleuchten. Und das seit elf Jahren. Ziel ist es, dass möglichst viele gesellschaftliche Akteure voneinander lernen. Denn niemand hat ein Rezept in der Schublade. Die Verleihung des ‚Demografie-Exzellenz-Award 2019‘ am 2. Oktober 2019 in Stuttgart stellt zwölf Lösungsansätze für die Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe vor. Renommierte Referenten tragen aktuelle Erkenntnisse zur demografischen Lage in Deutschland bei. (Das Programm dieser Fachtagung finden Sie hier: https://public.centerdevice.de/61e5b610-879f-4f36-8bc6-feb3f0d64bea.) Es lohnt sich, dabei zu sein. Denn: dieses Jahr entscheiden die Teilnehmenden erstmals über die Preisvergabe.

Verantwortlich: Dr. Winfried Kösters, Tel.: 0049227192858